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biografien:denksteine_1848

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 Dem Schullehrer und Chorregenten Eybler in Schwechat, Dem Schullehrer und Chorregenten Eybler in Schwechat,
 einem Markte in Österreich, eine Poststation von Wien, auf der einem Markte in Österreich, eine Poststation von Wien, auf der
-Straße nach Preßburg, wurde am 8. Februar 1765((Also nicht 1764 wie es das Universal-Lexicon der Tonkunst zugleich mit der +Straße nach Preßburg, wurde am 8. Februar 1765(1) ein Sohn geboren, dem er bei der Taufe den Namen "Joseph", vielleicht aus
-Real-Enryclopädie von Frz. Ludwig (Wien 1835) irrig angeben. Zur bestimmten  +
-Angabe und um mich in dieser Sache möglichst genau zu überzeugen, +
-habe ich selbst von dem Original-Taufscheine Einsicht genommen.)) ein Sohn geboren, dem er bei der Taufe den Namen "Joseph", vielleicht aus+
 Verehrung für den hochberühmten Bruder seines Freundes Michael Verehrung für den hochberühmten Bruder seines Freundes Michael
 Haydn, des ausgezeichneten Kirchencomponisten, beilegte. Die bescheidene Familie des Landschulmeisters hatte damals wohl nicht geahnt, daß ihr mit diesem Kinde, welches dazu berufen war, dereinst Haydn, des ausgezeichneten Kirchencomponisten, beilegte. Die bescheidene Familie des Landschulmeisters hatte damals wohl nicht geahnt, daß ihr mit diesem Kinde, welches dazu berufen war, dereinst
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 dieß drückte seinen Geist nicht nieder, es gab ihm im Gegentheile dieß drückte seinen Geist nicht nieder, es gab ihm im Gegentheile
 eine neue Spannkraft, und sein Talent trat dann mit erneuerter eine neue Spannkraft, und sein Talent trat dann mit erneuerter
 +Wirksamkeit hervor, je mehr es früher durch die Mühsale des
 +Broterwerbes niedergehalten wurde.
 +
 +Ein Beweis des freundschaftlichen Verhältnisses, in welchem
 +Eybler mit dem großen Componisten der "Schöpfung" gestanden, 
 +geht unter Andern auch aus einem mir vorliegenden Briefe des Letzteren hervor, den er, aus Eisenstadt vom 22. März 1789 datirt,
 +an Eybler schreibt. Es heißt darin unter Andern: "Danke unendlich für alle Ihre Glückswünsche; verdopple all’ dieselben vom ganzen Herzen: bin vergnügt über die Zufriedenheit Ihrer Symphonie;
 +bedaure anbei, daß ich kein Aug- und Ohrenzeug davon war, hoffe
 +aber dieselbe in Wien zu hören. Nun, bester Freund, bitte ich für
 +mich 3 neue Tanzmenuette, aber jedweden mit einem Trio begleitet, zu componiren, die Ursache meiner Bitte werde ich Ihnen bei
 +Gelegenheit selbst entdecken, sage unterdeß nur so viel, daß diese
 +3 Menuette für einen meiner besten Freunde bestimmt sind [????]."
 +Nicht uninteressant ist das Postscriptum dieses Briefes, das  
 +einen neuen Beleg gibt, mit welcher Anerkennung J. Haydn von  
 +seinem Kunstgenossen spricht. Es heißt dort: "Küssen Sie statt meiner die zwei großen Männer Mozart und Albrechtsberger.«  
 +
 +In diese Zeit fällt auch seine Bekanntschaft mit Mozart. Mit 
 +dieser echten und unverfälschten Künstlernatur voll Herzlichkeit und 
 +unbefangener Biederkeit wurde der junge Eybler bald so vertraut, 
 +daß ihm Mozart, während er selbst noch mit dem Partitursatze 
 +seiner Oper "Cosi fan tutte" beschäftigt war, das Einstudieren derselben mit den Sängern überließ. Eybler hatte nie eine besondere Neigung für das dramatische Feld musikalischer Composition,  
 +obgleich er, wie aus dem im Nachhange befindlichen Verzeichnisse  
 +seiner Werke hervorgeht, sich auch in diesem Genre der Composition  
 +versuchte; er fühlte in sich nicht das Talent, seinen Tongebilden
 +jenes dramatische Leben einhauchen zu können, was bei der Composition einer guten Oper Grundbedingung, und dieß mochte wohl
 +vorzugsweise die Ursache seyn, warum er sich zu dieser Compositionsweise nicht hingezogen fühlte und seine derartigen Arbeiten nicht für
 +mehr als Federproben angesehen wissen wollte. Ein nicht ganz unbedeutender Grund ist wohl auch darin zu suchen, daß er bei den
 +früher erwähnten Proben der Oper Mozart’s die theatralischen
 +Umtriebe und die Kabalen der beim Theater Beschäftigten in ihren
 +mannigfaltigen Verzweigungen kennen lernte, die ihm denn für immer jede Lust verleideten, sein Talent dem Theater zuzuwenden.
 +Übrigens war dieses Einstudiren mit den Sängern für den jungen
 +Correpetitor immerhin von einigem Nutzen, und wäre es endlich
 +nur der gewesen, sich in der italienischen Sprache vervollkommt
 +zu haben.
 +
 +Jmmer enger schloß sich das Band der Freundschaft zwischen
 +Eybler und Mozart, und zog den Einen die Bewunderung des
 +allgewaltigen Genies seines Freundes unwiderstehlich zu diesem hin,
 +so war es bei dem Andern die Biederkeit und Ehrenhaftigkeit des
 +Charakters, die ihn festband an seinen jüngeren Freund und Kunstgenossen.
 +
 +Leider währte dieses Freundschaftsbündniß nicht lange. Die
 +Parzen zerschnitten unerbittlich den Faden eines der Kunst so thenren Lebens, und Mozart starb in der Blüte seiner Jahre, und mit
 +ihm wurde ein Himmel von Harmonien begraben, die eine Welt
 +beglückt hätten. Seinem Freunde aber blieb außer dem Troste, daß
 +der Geist nie stirbt und die Werke Mozart’s immer leben werden, noch der zurück, daß er den Menschen in seinen letzten Lebenstagen mit Freundeshand gepflegt, und ihm den Liebesdienst einer
 +zärtlichen Wartung mit erweisen half.(2)
 +
 +Dem Umgange mit Mozart hatte Eybler auch vorzugsweise die Richtung seines Geistes zu verdanken; denn er war es,
 +der ihn mit den großen Meisterwerken eines Händel bekannt
 +machte und ihm somit den Weg bezeichnete, den er einschlagen mußte, und der seinem Talente am meisten entsprach. Eybler äußerte  
 +sich selbst über sein freundschaftliches Verhältniß zu Mozart in  
 +einer Skizze über sein Leben und Wirken in der Kunst, die er für  
 +Hofrath Rochlitz in Leipzig niederschrieb, auf folgende Weise:
 +"Und ich habe das Glück gehabt, seine (Mozart’s) Freundschaft
 +bis an seinen Tod unversehrt zu behalten, so daß ich ihn auch in
 +seiner schmerzvollen Todeskrankheit gehoben, gelegt und warten geholfen habe. Wie viele Werke der würdigsten Meister sind wir in größter
 +Aufmerksamkeit mit einander durchgegangen und haben daran uns
 +belehrt und erfreut. Mozart war auch, wiewohl unwissend, Ursache,
 +daß, was wohl in meinen Anlagen und meinem ganzen Wesen gegründet, aber noch nicht mir klar geworden und zur Entscheidung gekommen war, jetzt mir klar wurde und sich entschied, nämlich, daß
 +ich mich in meinen Arbeiten vom Theater ganz zu enthalten, und
 +ausschließlich der Kirche und ihrem Styl zu widmen habe." —
 +
 +Außer Albrechtsberger, Haydn, Mozart, waren auch
 +der Cardinal Migazzi, der Staatsrath van Swieten(3) seine
 +Freunde und Gönner, so wie er auch mit dem berühmten Theoretiker und Kunstkritiker Hofrath Rochlitz in Leipzig in freundschaftlicher Correspondenz stand.
 +
 +Eybler verlegte sich nun mit allem Eifer ausschließend auf
 +Kirchencomposition; er schrieb mehre Messen, die er in der Pfarrkirche der Carmeliten, wo er (i. J. 1792) die Stelle eines Chorregenten erhalten hatte, zur Aufführung brachte, und die ihm bald
 +in der Wiener Musikwelt einen guten Namen machten, in Folge
 +dessen er 1794 die Stelle eines Regenschori in der Pfarrkirche bei
 +den Schotten erhielt. Die Kaiserinn M. Theresia, Gemahlin weil.
 +Kaisers Franz, eine hohe Beschützerin der Künste und vorzugsweise eine große Freundin und Kennerin der Tonkunst, wünschte
 +seine Compositionen zu hören und zollte ihnen volle Anerkennung,
 +den Componisten aber beglückte sie mit ihrer besondern Huld, und
 +begründete somit sein Glück für die Zukunft. In Folge dessen wurde
 +Eybler öfter zu den Familienkonzerten und dramatischen Vorstellungen in den kaiserl. Lustschlössern Hetzendorf und Laxenburg geladen, bis ihm endlich im Jahre 1801 die Ehre zu Theil wurde,
 +als Lehrer der Tonkunst zur kaiserlichen Familie nach Hof berufen  
 +zu werden, als welcher er den Erzherzogen und Erzherzoginnen und  
 +selbst dem Kronprinzen Ferdinand (dem jetzigen Kaiser von Österreich) Unterricht im Clavierspiele ertheilte. Ein Jahr darauf, als er
 +diese Anstellung bei Hofe erhalten, schrieb er auf ausdrückliches Verlangen seiner hohen Gönnerin, der Kaiserin M. Theresia,
 +das solenne Requiem, in gewisser Beziehung das großartigste und
 +geistreichste seiner Werke. Rochlitz sagt darüber in seiner ausführlichen Beurtheilung desselben in der "Allgemeinen Leipziger
 +musikalischen Zeitung" (Nr. 19 ddo. 10. Mai 1826) unter Andern:
 +"Eybler hat den kirchlichen Text, um ihm in der Musik sein Recht
 +anzuthun, offenbar und durchgehends mit hoher Achtung, frommer
 +Andacht und liebevoller Begeisterung aufgefaßt; diese Gesinnungen
 +und Empfindungen überall in feine Töne gelegt, so daß ihr Ausdruck auch einen ähnlichen Eindruck machen muß; keinen einzigen
 +Satz vernachläßiget, und die wichtigeren, wie mit einer bewunderungswürdigen Kunst, so mit einem sehr rühmlichen Fleiße ausgeführt. Hiezu, und allerdings durch seine künstlerische Individualität,
 +hat er sich für dieses Werk einen Styl gebildet, der, erst im Allgemeinen edel, großartig, in Vollstimmigkeit sehr reich, kaum mit
 +einigen kleinen Ausnahmen wahrhaft kirchlich und der Feier eines
 +Todtenamtes angemessen genannt werden muß: dann im Besonderen, wie uns dünkt, am meisten mit dem Style M. Haydn’s in
 +dessen größten und vorzüglichsten Werken verglichen werden kann;
 +nur daß Eybler weit mehr Feuer besitzt und sich von verbrauchten
 +oder öfters wiederkehrenden Figuren, freier als der gute Michael, der in Salzburg lange Jahre fast nur sich selbst hörte, und
 +in seiner Abgeschiedenheit und gedrückten Lage auf Reizendes, in
 +wie fern es auch in dieser Gattung gerechten Platz finden kann,
 +Verzicht leistete. Eybler’s Gesang, technisch betrachtet, ist, wie
 +dieses Meisters rein, natürlich, fließend, allen Stimmen angemessen,
 +und darum auch keineswegs schwer auszuführen; seine Orchesterpartie aber (Begleitung kann man hier nicht wohl sagen, da das
 +Orchester fast durchgängig für sich sebstständig und recht eigentlich
 +ausgearbeitet ist) viel reicher, mannigfaltiger, eigenthümlicher und
 +auch für die Ausführung öfters weit schwieriger als bei ihm.
 +Eybler nimmt für den Ausdruck und für die Ausarbeitung seines Werkes alle Mittel in Beschlag, die bei großen Kirchenmusiken
 +anwendbar und angemessen sind." — Jm Jahre 1804 wurde er
 +in Rücksicht seiner vorzüglichen musikalischen Kenntnisse, dann der
 +sich als Compositeur und besonders bei Hofe als Claviermeister der
 +a. h. Herrschaften erworbenen Verdienste von Sr. Maj. dem Kaiser
 +Franz aus a. h. eigenem Antriebe zum k. k. Vice-Hofkapellmeister an die Seite Salieri’s befördert, dessen Nachfolger er
 +auch ward, als dieser i. J. 1804(([sic!] Anm.: Korrekt wurde Salieri 1824 in den Ruhestand versetzt!)) in den Ruhestand versetzt wurde.
 +
 +Zwei Jahre nach dieser Ernennung (i. J. 1806) verheiratete er sich mit der Tochter des k. k. Forstmeisters, Therese Müller,
 +Kammerdienerin I. M. der Kaiserin M. Theresia. Seine Ehe
 +war mit zwei Kindern gesegnet, von welchen jedoch ein Mädchen einige Monate nach der Geburt wieder starb, und nur ein Sohn
 +ihm am Leben blieb. Eybler schrieb in dieser Zeit viele Kirchentonwerke, welche ihm den Namen eines ausgezeichneten Componisten in diesem Fache für immer sichern; aber auch für 
 +Kammermusik componirte er viele vortreffliche Werke; auf ausdrücklichen
 +Befehl des Kaisers schrieb er ein großes Oratorium: "Die vier letzten Dinge", welches bei einem Hoffeste zum ersten Male im Jahre
 +1810 in dem glänzend decorirten Ceremonien-Saale ausgeführt
 +wurde und dem Meister die Anerkennung des a. h. Hofes sowohl,
 +als auch aller Kunstverständigen und Künstler im hohen Grade
 +erwarb.
 +
 +Eybler’s effective Dienstleistung an der Spitze der k. k. 
 +Hofkapelle dauerte bis zum Jahre 1833, wo er am 23. Februar, 
 +während der Direction des Mozart’schen Requiems, einen Anfall
 +von Schlagfluß hatte, dem zu Folge ihn der Kaiser interimistisch
 +von der musikalischen Direction auf dem Chore enthob, welche er
 +auch von dieser Zeit an nicht mehr übernahm, da ihm die Ärzte,
 +obgleich er sich sehr bald wieder davon erholt hatte, jede geistig anstrengende Arbeit als seiner Gesundheit nachtheilig verboten; nichts
 +desto weniger war er in seinem Dienste bis kurz vor seinem Tode thätig.
 +
 +Als Belohnung seiner ausgezeichneten Verdienste um die Kunst
 +und namentlich um die seiner Leitung durch so lange Zeit unterstandene k. k. Hofkapelle, erhob ihn sein hoher Gönner Kaiser
 +Franz noch, nach der letztwilligen Verfügung in den erbländischen
 +Adelsstand.
 +
 +Nachdem sich der greise Meister in Folge der Anordnung seiner Ärzte gänzlich in’s Familienleben zurückgezogen hatte, verlebte
 +er im Kreise der Seinen, von allen Künstlern und Kunstfreunden
 +verehrt und hochgeachtet, die wenigen Jahre vergnügt und zufrieden, mit Beruhigung zurücksehend aus sein thatenreiches Leben, bis
 +ihm am 24. Juli 1846 der Todesengel sanft die müden Augen zudrückte und seine Seele mit hinübernahm in das Reich der ewigen
 +Harmonien. Joseph Edler von Eybler war bei seinem Tode 81
 +Jahre und 5 1/2 Monate alt. Er hinterließ eine Witwe und einen
 +Sohn, Hrn. Joseph Edlen von Eybler, k.k. österreichischer Staatsraths-Official.
 +
 +Eybler war einer der wenigen Glücklichen, dem schon
 +die Gegenwart Kränze flicht, und die den Lohn ihres Wirkens noch
 +selbst einernten. Wenn man die lange Reihe seines Lebens
 +überschaut, so wird man offenbar das unmittelbare Einwirken
 +eines freundlichen Geschickes gewahren, das ihn stufenweise zu den
 +höchsten Ehren und Auszeichnungen erhob, die er nur in seiner
 +Sphäre immer erlangen konnte. Sein Leben war nicht bewegt von
 +äußeren Stürmen, er konnte sich ruhig seinem Berufe als Kirchencomponist weihen, auch selbst in seinem inneren Leben waren keine
 +großen, seine Ruhe und geistige Thätigkeit hemmenden Bewegungen
 +sichtbar. Die Verhältnisse, ob vorbereitet oder nicht, gestalteten sich
 +immer zu seinem Besten, und selbst von den üblen Einflüssen des
 +Neides und der Mißgunst blieb er gerade in seiner Stellung mehr
 +als Andere verschont, wenigstens trübten sie nicht seinen Seelenfrieden, oder waren seinem Fortkommen hinderlich. Als Beweis, wie
 +hoch er in der Achtung seiner Zeitgenossen gestanden, mag, außer
 +seinem freundschaftlichen Verhältnisse zu den ausgezeichneten Kunstmännern und gegenüber dem a. h. Kaiserhause, das ihn auszeichnete,
 +noch dienen, daß er i. J. 1807 zum Assessor und später zum Sekretär
 +des Pensions-Institutes für Witwen und Waisen der Tonkünstler in
 +Wien gewählt wurde, vom Dezember 1824 angefangen aber als Vice-Hofkapellmeister statutenmäßig die Vice-Präses-Stelle der Gesellschaft
 +bekleidete. Als Belege der Anerkennung, welche seinem Verdienste auch im Auslande zu Theil wurde, dienen 11 Diplome, die ihm 
 +größtentheils von auswärtigen Kunstinstituten zugesendet wurden,
 +und von welchen ich hier nur die Akademie der Musik in
 +Schweden, die Gesellschaft zur Beförderung der
 +Tonkunst in den Niederlanden und die Akademie
 +der h. Cäcilia in Rom ausdrücklich anführe.
 +
 +Über Eyblers Werke haben sich viele competente Kunstrichter vielfältig ausgesprochen und sind immer im Allgemeinen darin übereingekommen, daß sie von großem Kunstwerthe; 
 +ist auch darin nicht das Walten eines mächtigen Genius ersichtlich, der sich
 +neue Bahnen bricht, so zeigt sich doch in ihnen ein bedeutendes Talent
 +das im Vereine mit einer ausgebreiteten Kenntniß und einem kunstgebildeten Geschmacke eine echte, wahrhaft künstlerische Gesinnung
 +an den Tag legt, und Eybler im Felde der Kirchenmusik einen 
 +bleibenden Namen erworben hat. Was er in der Kammermusik geleistet, ist, obgleich es wertiger in die Offentlichkeit gekommen, mit unter ebenfalls von großem Werthe und liefert einen Beleg mehr
 +für die Vielseitigkeit seines Talentes, das gewiß auch in dieser Beziehung sich die allgemeine Anerkennung erworben hätte, würde
 +Eybler sich ausschließlich damit beschäftigt haben.
 +
 +Das Gesammtverzeichniß seiner Werke, das ich hier mittheile,
 +umfaßt alle theils im Stich erschienenen, theils noch ungedruckten
 +Compositionen des geschiedenen Meisters, welche in der biographischen Skizze Eybler’s enthalten, die Ignaz Ritter von Seyfried
 +in das "Universal-Lexikon der Tonkunst" geliefert; ich habe dasselbe mit einigen Angaben und Beiträgen, welche ich seinem Hrn.
 +Sohne verdanke, vermehrt. — Die Werke sind folgende:
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +==== Fußnoten ====
 +
 +(1) Also nicht 1764 wie es das Universal-Lexicon der Tonkunst zugleich mit der
 +Real-Encyclopädie von Frz. Ludwig (Wien 1835) irrig angeben. Zur bestimmten 
 +Angabe und um mich in dieser Sache möglichst genau zu überzeugen,
 +habe ich selbst von dem Original-Taufscheine Einsicht genommen.
 +
 +(2) Durch die freundliche Güte des Hrn. Alois Fuchs bin ich in den Stand 
 +gesetzt, hier dem Lesepublikum ein interessantes Document mitzutheilen. Es
 +ist dieß ein Zeugniß, welches Mozart seinem Freunde Eybler ausgestellt, und das wohl den sichersten Beleg liefert, wie sehr der große Componist, Eybler als Künstler hochschätze. --
 +
 +"Jch Endesgefertigter bescheine hiermit, daß ich Vorzeiger dieses, Hrn.
 +Joseph Eybler, als einen würdigen Schüler seines berühmten Meisters  
 +Albrechtsberger, als einen gründlichen Componisten, sowohl im Kammer- als Kirchensthl gleich geschickten, in der Singkunst ganz erfahrenen, auch  
 +vollkommnen Orgel- und Clavier-Spieler, kurz: als einen jungen Musiker  
 +befunden habe, wo es nur zu bedauern ist, daß seinesgleichen selten sind."
 +
 +Wien den 30. Mai 1790.
 +
 +Wolfgang Amadé Mozart m.p.
 +
 +Siegel. Capellmeister in k. Diensten.
 +
 +NB. Das Original hat Hr. von Eybler vor einigen Jahren der k. k. Hofbibliothek verehrt. — Gleichfalls befinden
 +sich in der k. k. Hofbibliothek außer diesem Zeugnisse Mozarts
 +noch ein ähnliches von Joseph Haydn und Georg  
 +Albrechtsberger, welche ich der gütigen Mittheilung des  
 +Hrn. Anton Schmid Custos der k. k. Hofbibliothek verdanke; deren wörtliche Copie hier folgt. Beide sind auf gestempelten Bogen geschrieben.
 +
 +I.
 +
 +"Endes Unterschriebener kann nicht umhin, Inhabern dieses, Hrn.
 +Joseph Eybler auf seine geziemende Bitte, ein Zeugniß zu geben, das ganz
 +seinen vorzüglichen Talenten und seinem bisher angewendeten Fleiß in der
 +Musik, entspricht; indem Selber nicht nur alle die musikalisch-theoretischen
 +Kenntnisse besitzt, die erfordert werden, um mit der größten Ehre, die strengste Prüfung vor jedem musikalischen Richterstuhle auszuhalten; sondern  
 +auch im praktischen Fach als ein sehr braver Clavierspieler und Violinist
 +den Beifall eines jeden Kenners sich zu erwerben im Stande ist. Als ersterer kann er mit Ehre die Stelle eines Capellmeisters verwalten und als
 +letzterer in jeder Kammermusik als ein sehr nützliches Mitglied erscheinen.  
 +
 +Was endlich die Composition anbetrifft, so glaub’ ich ihm kein größeres Lob geben zu können, als wenn ich versichere, das er ein Scolar  
 +von dem so rühmlichst bekannten Herrn Albrechtsberger ist.
 +
 +Mit allen diesen Eigenschaften versehen, fehlt es ihm an weiter nichts, 
 +als an einem großmüthigen Fürsten, der ihn an einen Platz setzt, aus  
 +dem er mehr seine Talente entwickeln und in Thätigkeit setzen kann, wo
 +zu ihm Endeeunterschriebener recht bald Glück zu wünschen das Vergnügen haben mögte."
 +
 +Esterhaz, den 8. Juni 1790.
 +
 +Josephus Haydn m. p.
 +
 +Fürst. Esterhazi’scher Capellmeister.
 +
 +(L.S.)
 +
 +II.
 +
 +Attestatum.
 +
 +Da man bei diesen aufgeklärten Zeiten wiederum darauf sieht, daß
 +ein Regens-Chori nicht allein den Kirchen-Satz sammt dem dazu gehörigen
 +Latein, sondern auch das Orgelspielen gründlich verstehn müsse; derowegen
 +bezeuge ich ganz biedermännisch, daß Herr Joseph Eybler 1. nicht allein
 +Beides, sondern auch die Sing- und Geigekunst im höchsten Grade verstehe; 2. daß er in der Composition einer meiner besten Scholaren ist; 3. daß
 +er nach Mozart in der Musik jetzt das größte Genie seye, welches Wien
 +besitzt; 4. kann ich auch für seine gute Conduite der ganzen Welt gutstehen.
 +
 +Wien, den 24. January 1793.
 +
 +Johann Georg Albrechtsberger,
 +
 +k. k. Hoforganist m.p.
 +
 +(L.S.)
 +
 +
 +(3) Dieser große Kunstmäzen und selbst scharfsinnige Beurtheiler musikalischer
 +Werke schrieb ihm einmal folgendes Briefchen:
 +
 +"Ich sende Ihnen die 2 Duetten und den Psalm mit Dank zurück;
 +überall habe ich Ihren gewöhnlichen Fleiß und reinen Satz gefunden. Von
 +dem Psalm besonders erwarte ich gute Wirkung."
 +
 +Swieten.
 +
 +
 +
 +
  
  
biografien/denksteine_1848.txt · Zuletzt geändert: 2009/07/28 14:32 von reinhold

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