biografien:denksteine_1848
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Dem Schullehrer und Chorregenten Eybler in Schwechat, | Dem Schullehrer und Chorregenten Eybler in Schwechat, | ||
einem Markte in Österreich, | einem Markte in Österreich, | ||
- | Straße nach Preßburg, wurde am 8. Februar 1765((Also nicht 1764 wie es das Universal-Lexicon der Tonkunst zugleich mit der | + | Straße nach Preßburg, wurde am 8. Februar 1765(1) ein Sohn geboren, dem er bei der Taufe den Namen " |
- | Real-Enryclopädie von Frz. Ludwig (Wien 1835) irrig angeben. Zur bestimmten | + | |
- | Angabe und um mich in dieser Sache möglichst genau zu überzeugen, | + | |
- | habe ich selbst von dem Original-Taufscheine Einsicht genommen.)) ein Sohn geboren, dem er bei der Taufe den Namen " | + | |
Verehrung für den hochberühmten Bruder seines Freundes Michael | Verehrung für den hochberühmten Bruder seines Freundes Michael | ||
Haydn, des ausgezeichneten Kirchencomponisten, | Haydn, des ausgezeichneten Kirchencomponisten, | ||
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dieß drückte seinen Geist nicht nieder, es gab ihm im Gegentheile | dieß drückte seinen Geist nicht nieder, es gab ihm im Gegentheile | ||
eine neue Spannkraft, und sein Talent trat dann mit erneuerter | eine neue Spannkraft, und sein Talent trat dann mit erneuerter | ||
+ | Wirksamkeit hervor, je mehr es früher durch die Mühsale des | ||
+ | Broterwerbes niedergehalten wurde. | ||
+ | |||
+ | Ein Beweis des freundschaftlichen Verhältnisses, | ||
+ | Eybler mit dem großen Componisten der " | ||
+ | geht unter Andern auch aus einem mir vorliegenden Briefe des Letzteren hervor, den er, aus Eisenstadt vom 22. März 1789 datirt, | ||
+ | an Eybler schreibt. Es heißt darin unter Andern: "Danke unendlich für alle Ihre Glückswünsche; | ||
+ | bedaure anbei, daß ich kein Aug- und Ohrenzeug davon war, hoffe | ||
+ | aber dieselbe in Wien zu hören. Nun, bester Freund, bitte ich für | ||
+ | mich 3 neue Tanzmenuette, | ||
+ | Gelegenheit selbst entdecken, sage unterdeß nur so viel, daß diese | ||
+ | 3 Menuette für einen meiner besten Freunde bestimmt sind [???? | ||
+ | Nicht uninteressant ist das Postscriptum dieses Briefes, das | ||
+ | einen neuen Beleg gibt, mit welcher Anerkennung J. Haydn von | ||
+ | seinem Kunstgenossen spricht. Es heißt dort: " | ||
+ | |||
+ | In diese Zeit fällt auch seine Bekanntschaft mit Mozart. Mit | ||
+ | dieser echten und unverfälschten Künstlernatur voll Herzlichkeit und | ||
+ | unbefangener Biederkeit wurde der junge Eybler bald so vertraut, | ||
+ | daß ihm Mozart, während er selbst noch mit dem Partitursatze | ||
+ | seiner Oper "Cosi fan tutte" beschäftigt war, das Einstudieren derselben mit den Sängern überließ. Eybler hatte nie eine besondere Neigung für das dramatische Feld musikalischer Composition, | ||
+ | obgleich er, wie aus dem im Nachhange befindlichen Verzeichnisse | ||
+ | seiner Werke hervorgeht, sich auch in diesem Genre der Composition | ||
+ | versuchte; er fühlte in sich nicht das Talent, seinen Tongebilden | ||
+ | jenes dramatische Leben einhauchen zu können, was bei der Composition einer guten Oper Grundbedingung, | ||
+ | vorzugsweise die Ursache seyn, warum er sich zu dieser Compositionsweise nicht hingezogen fühlte und seine derartigen Arbeiten nicht für | ||
+ | mehr als Federproben angesehen wissen wollte. Ein nicht ganz unbedeutender Grund ist wohl auch darin zu suchen, daß er bei den | ||
+ | früher erwähnten Proben der Oper Mozart’s die theatralischen | ||
+ | Umtriebe und die Kabalen der beim Theater Beschäftigten in ihren | ||
+ | mannigfaltigen Verzweigungen kennen lernte, die ihm denn für immer jede Lust verleideten, | ||
+ | Übrigens war dieses Einstudiren mit den Sängern für den jungen | ||
+ | Correpetitor immerhin von einigem Nutzen, und wäre es endlich | ||
+ | nur der gewesen, sich in der italienischen Sprache vervollkommt | ||
+ | zu haben. | ||
+ | |||
+ | Jmmer enger schloß sich das Band der Freundschaft zwischen | ||
+ | Eybler und Mozart, und zog den Einen die Bewunderung des | ||
+ | allgewaltigen Genies seines Freundes unwiderstehlich zu diesem hin, | ||
+ | so war es bei dem Andern die Biederkeit und Ehrenhaftigkeit des | ||
+ | Charakters, die ihn festband an seinen jüngeren Freund und Kunstgenossen. | ||
+ | |||
+ | Leider währte dieses Freundschaftsbündniß nicht lange. Die | ||
+ | Parzen zerschnitten unerbittlich den Faden eines der Kunst so thenren Lebens, und Mozart starb in der Blüte seiner Jahre, und mit | ||
+ | ihm wurde ein Himmel von Harmonien begraben, die eine Welt | ||
+ | beglückt hätten. Seinem Freunde aber blieb außer dem Troste, daß | ||
+ | der Geist nie stirbt und die Werke Mozart’s immer leben werden, noch der zurück, daß er den Menschen in seinen letzten Lebenstagen mit Freundeshand gepflegt, und ihm den Liebesdienst einer | ||
+ | zärtlichen Wartung mit erweisen half.(2) | ||
+ | |||
+ | Dem Umgange mit Mozart hatte Eybler auch vorzugsweise die Richtung seines Geistes zu verdanken; denn er war es, | ||
+ | der ihn mit den großen Meisterwerken eines Händel bekannt | ||
+ | machte und ihm somit den Weg bezeichnete, | ||
+ | sich selbst über sein freundschaftliches Verhältniß zu Mozart in | ||
+ | einer Skizze über sein Leben und Wirken in der Kunst, die er für | ||
+ | Hofrath Rochlitz in Leipzig niederschrieb, | ||
+ | "Und ich habe das Glück gehabt, seine (Mozart’s) Freundschaft | ||
+ | bis an seinen Tod unversehrt zu behalten, so daß ich ihn auch in | ||
+ | seiner schmerzvollen Todeskrankheit gehoben, gelegt und warten geholfen habe. Wie viele Werke der würdigsten Meister sind wir in größter | ||
+ | Aufmerksamkeit mit einander durchgegangen und haben daran uns | ||
+ | belehrt und erfreut. Mozart war auch, wiewohl unwissend, Ursache, | ||
+ | daß, was wohl in meinen Anlagen und meinem ganzen Wesen gegründet, aber noch nicht mir klar geworden und zur Entscheidung gekommen war, jetzt mir klar wurde und sich entschied, nämlich, daß | ||
+ | ich mich in meinen Arbeiten vom Theater ganz zu enthalten, und | ||
+ | ausschließlich der Kirche und ihrem Styl zu widmen habe." — | ||
+ | |||
+ | Außer Albrechtsberger, | ||
+ | der Cardinal Migazzi, der Staatsrath van Swieten(3) seine | ||
+ | Freunde und Gönner, so wie er auch mit dem berühmten Theoretiker und Kunstkritiker Hofrath Rochlitz in Leipzig in freundschaftlicher Correspondenz stand. | ||
+ | |||
+ | Eybler verlegte sich nun mit allem Eifer ausschließend auf | ||
+ | Kirchencomposition; | ||
+ | in der Wiener Musikwelt einen guten Namen machten, in Folge | ||
+ | dessen er 1794 die Stelle eines Regenschori in der Pfarrkirche bei | ||
+ | den Schotten erhielt. Die Kaiserinn M. Theresia, Gemahlin weil. | ||
+ | Kaisers Franz, eine hohe Beschützerin der Künste und vorzugsweise eine große Freundin und Kennerin der Tonkunst, wünschte | ||
+ | seine Compositionen zu hören und zollte ihnen volle Anerkennung, | ||
+ | den Componisten aber beglückte sie mit ihrer besondern Huld, und | ||
+ | begründete somit sein Glück für die Zukunft. In Folge dessen wurde | ||
+ | Eybler öfter zu den Familienkonzerten und dramatischen Vorstellungen in den kaiserl. Lustschlössern Hetzendorf und Laxenburg geladen, bis ihm endlich im Jahre 1801 die Ehre zu Theil wurde, | ||
+ | als Lehrer der Tonkunst zur kaiserlichen Familie nach Hof berufen | ||
+ | zu werden, als welcher er den Erzherzogen und Erzherzoginnen und | ||
+ | selbst dem Kronprinzen Ferdinand (dem jetzigen Kaiser von Österreich) Unterricht im Clavierspiele ertheilte. Ein Jahr darauf, als er | ||
+ | diese Anstellung bei Hofe erhalten, schrieb er auf ausdrückliches Verlangen seiner hohen Gönnerin, der Kaiserin M. Theresia, | ||
+ | das solenne Requiem, in gewisser Beziehung das großartigste und | ||
+ | geistreichste seiner Werke. Rochlitz sagt darüber in seiner ausführlichen Beurtheilung desselben in der " | ||
+ | musikalischen Zeitung" | ||
+ | " | ||
+ | anzuthun, offenbar und durchgehends mit hoher Achtung, frommer | ||
+ | Andacht und liebevoller Begeisterung aufgefaßt; diese Gesinnungen | ||
+ | und Empfindungen überall in feine Töne gelegt, so daß ihr Ausdruck auch einen ähnlichen Eindruck machen muß; keinen einzigen | ||
+ | Satz vernachläßiget, | ||
+ | hat er sich für dieses Werk einen Styl gebildet, der, erst im Allgemeinen edel, großartig, in Vollstimmigkeit sehr reich, kaum mit | ||
+ | einigen kleinen Ausnahmen wahrhaft kirchlich und der Feier eines | ||
+ | Todtenamtes angemessen genannt werden muß: dann im Besonderen, wie uns dünkt, am meisten mit dem Style M. Haydn’s in | ||
+ | dessen größten und vorzüglichsten Werken verglichen werden kann; | ||
+ | nur daß Eybler weit mehr Feuer besitzt und sich von verbrauchten | ||
+ | oder öfters wiederkehrenden Figuren, freier als der gute Michael, der in Salzburg lange Jahre fast nur sich selbst hörte, und | ||
+ | in seiner Abgeschiedenheit und gedrückten Lage auf Reizendes, in | ||
+ | wie fern es auch in dieser Gattung gerechten Platz finden kann, | ||
+ | Verzicht leistete. Eybler’s Gesang, technisch betrachtet, ist, wie | ||
+ | dieses Meisters rein, natürlich, fließend, allen Stimmen angemessen, | ||
+ | und darum auch keineswegs schwer auszuführen; | ||
+ | Orchester fast durchgängig für sich sebstständig und recht eigentlich | ||
+ | ausgearbeitet ist) viel reicher, mannigfaltiger, | ||
+ | auch für die Ausführung öfters weit schwieriger als bei ihm. | ||
+ | Eybler nimmt für den Ausdruck und für die Ausarbeitung seines Werkes alle Mittel in Beschlag, die bei großen Kirchenmusiken | ||
+ | anwendbar und angemessen sind." — Jm Jahre 1804 wurde er | ||
+ | in Rücksicht seiner vorzüglichen musikalischen Kenntnisse, dann der | ||
+ | sich als Compositeur und besonders bei Hofe als Claviermeister der | ||
+ | a. h. Herrschaften erworbenen Verdienste von Sr. Maj. dem Kaiser | ||
+ | Franz aus a. h. eigenem Antriebe zum k. k. Vice-Hofkapellmeister an die Seite Salieri’s befördert, dessen Nachfolger er | ||
+ | auch ward, als dieser i. J. 1804(([sic!] Anm.: Korrekt wurde Salieri 1824 in den Ruhestand versetzt!)) in den Ruhestand versetzt wurde. | ||
+ | |||
+ | Zwei Jahre nach dieser Ernennung (i. J. 1806) verheiratete er sich mit der Tochter des k. k. Forstmeisters, | ||
+ | Kammerdienerin I. M. der Kaiserin M. Theresia. Seine Ehe | ||
+ | war mit zwei Kindern gesegnet, von welchen jedoch ein Mädchen einige Monate nach der Geburt wieder starb, und nur ein Sohn | ||
+ | ihm am Leben blieb. Eybler schrieb in dieser Zeit viele Kirchentonwerke, | ||
+ | Kammermusik componirte er viele vortreffliche Werke; auf ausdrücklichen | ||
+ | Befehl des Kaisers schrieb er ein großes Oratorium: "Die vier letzten Dinge", | ||
+ | 1810 in dem glänzend decorirten Ceremonien-Saale ausgeführt | ||
+ | wurde und dem Meister die Anerkennung des a. h. Hofes sowohl, | ||
+ | als auch aller Kunstverständigen und Künstler im hohen Grade | ||
+ | erwarb. | ||
+ | |||
+ | Eybler’s effective Dienstleistung an der Spitze der k. k. | ||
+ | Hofkapelle dauerte bis zum Jahre 1833, wo er am 23. Februar, | ||
+ | während der Direction des Mozart’schen Requiems, einen Anfall | ||
+ | von Schlagfluß hatte, dem zu Folge ihn der Kaiser interimistisch | ||
+ | von der musikalischen Direction auf dem Chore enthob, welche er | ||
+ | auch von dieser Zeit an nicht mehr übernahm, da ihm die Ärzte, | ||
+ | obgleich er sich sehr bald wieder davon erholt hatte, jede geistig anstrengende Arbeit als seiner Gesundheit nachtheilig verboten; nichts | ||
+ | desto weniger war er in seinem Dienste bis kurz vor seinem Tode thätig. | ||
+ | |||
+ | Als Belohnung seiner ausgezeichneten Verdienste um die Kunst | ||
+ | und namentlich um die seiner Leitung durch so lange Zeit unterstandene k. k. Hofkapelle, erhob ihn sein hoher Gönner Kaiser | ||
+ | Franz noch, nach der letztwilligen Verfügung in den erbländischen | ||
+ | Adelsstand. | ||
+ | |||
+ | Nachdem sich der greise Meister in Folge der Anordnung seiner Ärzte gänzlich in’s Familienleben zurückgezogen hatte, verlebte | ||
+ | er im Kreise der Seinen, von allen Künstlern und Kunstfreunden | ||
+ | verehrt und hochgeachtet, | ||
+ | ihm am 24. Juli 1846 der Todesengel sanft die müden Augen zudrückte und seine Seele mit hinübernahm in das Reich der ewigen | ||
+ | Harmonien. Joseph Edler von Eybler war bei seinem Tode 81 | ||
+ | Jahre und 5 1/2 Monate alt. Er hinterließ eine Witwe und einen | ||
+ | Sohn, Hrn. Joseph Edlen von Eybler, k.k. österreichischer Staatsraths-Official. | ||
+ | |||
+ | Eybler war einer der wenigen Glücklichen, | ||
+ | die Gegenwart Kränze flicht, und die den Lohn ihres Wirkens noch | ||
+ | selbst einernten. Wenn man die lange Reihe seines Lebens | ||
+ | überschaut, | ||
+ | eines freundlichen Geschickes gewahren, das ihn stufenweise zu den | ||
+ | höchsten Ehren und Auszeichnungen erhob, die er nur in seiner | ||
+ | Sphäre immer erlangen konnte. Sein Leben war nicht bewegt von | ||
+ | äußeren Stürmen, er konnte sich ruhig seinem Berufe als Kirchencomponist weihen, auch selbst in seinem inneren Leben waren keine | ||
+ | großen, seine Ruhe und geistige Thätigkeit hemmenden Bewegungen | ||
+ | sichtbar. Die Verhältnisse, | ||
+ | immer zu seinem Besten, und selbst von den üblen Einflüssen des | ||
+ | Neides und der Mißgunst blieb er gerade in seiner Stellung mehr | ||
+ | als Andere verschont, wenigstens trübten sie nicht seinen Seelenfrieden, | ||
+ | hoch er in der Achtung seiner Zeitgenossen gestanden, mag, außer | ||
+ | seinem freundschaftlichen Verhältnisse zu den ausgezeichneten Kunstmännern und gegenüber dem a. h. Kaiserhause, | ||
+ | noch dienen, daß er i. J. 1807 zum Assessor und später zum Sekretär | ||
+ | des Pensions-Institutes für Witwen und Waisen der Tonkünstler in | ||
+ | Wien gewählt wurde, vom Dezember 1824 angefangen aber als Vice-Hofkapellmeister statutenmäßig die Vice-Präses-Stelle der Gesellschaft | ||
+ | bekleidete. Als Belege der Anerkennung, | ||
+ | größtentheils von auswärtigen Kunstinstituten zugesendet wurden, | ||
+ | und von welchen ich hier nur die Akademie der Musik in | ||
+ | Schweden, die Gesellschaft zur Beförderung der | ||
+ | Tonkunst in den Niederlanden und die Akademie | ||
+ | der h. Cäcilia in Rom ausdrücklich anführe. | ||
+ | |||
+ | Über Eyblers Werke haben sich viele competente Kunstrichter vielfältig ausgesprochen und sind immer im Allgemeinen darin übereingekommen, | ||
+ | ist auch darin nicht das Walten eines mächtigen Genius ersichtlich, | ||
+ | neue Bahnen bricht, so zeigt sich doch in ihnen ein bedeutendes Talent | ||
+ | das im Vereine mit einer ausgebreiteten Kenntniß und einem kunstgebildeten Geschmacke eine echte, wahrhaft künstlerische Gesinnung | ||
+ | an den Tag legt, und Eybler im Felde der Kirchenmusik einen | ||
+ | bleibenden Namen erworben hat. Was er in der Kammermusik geleistet, ist, obgleich es wertiger in die Offentlichkeit gekommen, mit unter ebenfalls von großem Werthe und liefert einen Beleg mehr | ||
+ | für die Vielseitigkeit seines Talentes, das gewiß auch in dieser Beziehung sich die allgemeine Anerkennung erworben hätte, würde | ||
+ | Eybler sich ausschließlich damit beschäftigt haben. | ||
+ | |||
+ | Das Gesammtverzeichniß seiner Werke, das ich hier mittheile, | ||
+ | umfaßt alle theils im Stich erschienenen, | ||
+ | Compositionen des geschiedenen Meisters, welche in der biographischen Skizze Eybler’s enthalten, die Ignaz Ritter von Seyfried | ||
+ | in das " | ||
+ | Sohne verdanke, vermehrt. — Die Werke sind folgende: | ||
+ | |||
+ | 9 Clavier-Sonaten, | ||
+ | 1 Sonate in stilo parlando ebenfalls für2 Violoncelle, | ||
+ | 3 Violin-Duetten, | ||
+ | andere für Piano, Violine und Cello, | ||
+ | 7 Streichquartetten und ein Quartett für Harmonie, 8 Quintette, | ||
+ | 1 Konzert für Clarinette mit | ||
+ | Orchesterbegleitung, | ||
+ | Scenen aus " | ||
+ | " | ||
+ | Clavierbegleitung, | ||
+ | " | ||
+ | zum Himmel" | ||
+ | ein melodramatisches Instrumentalstück, | ||
+ | mehrstimmige Gesänge [??], viele Tanzpartien: | ||
+ | Polonaise, Anglaise, Eccossaise, Ländler [??], 4 italienische Scenen, | ||
+ | 2 Symphonien, eine ernsthafte Pantomime: "Die Mutter der Gracchen", | ||
+ | (1794 für die Tonkünstler-Societät) und "die vier letzten Dinge", | ||
+ | 32 meist solenne Messen (die erste v. J. 1781 und zwar zur Primiz | ||
+ | seines Bruders, die zweite nach einem 16jährigen Zwischenraume, | ||
+ | die letzte 1837), 7 Te Deum laudamus, 1 Tantum ergo, 1 Litanei, | ||
+ | 1 Libera, 2 Veni Sancte Spiritus, 1 großes Requiem, 80 Offertorien, | ||
+ | 1 Ave), Laudate Dominum (zur Charsamstagfeier). Von diesen Kirchenstücken sind 3 Te Deum, eine Messe sammt Graduale und | ||
+ | Offertorium, | ||
+ | doppelchörig für 8 Realstimmen angelegt. | ||
+ | |||
+ | Eyblers Persönlichkeit war eine sehr interessante, | ||
+ | Umgang angenehm; seine Conversation, | ||
+ | in die Wesenheit der Kunst, sein Urtheil war gründlich und nicht | ||
+ | bestechlich durch Äußerlichkeiten. Als Familienvater war er mit Aufopferung für das Wohl der Seinen besorgt, als Ober-Leiter seiner | ||
+ | Kapelle strenge im Dienste gegen Andere, aber mehr noch gegen | ||
+ | sich selbst. Nichts konnte ihn von der pünklichsten Erfüllung seiner | ||
+ | Pflicht abhalten, und seine Thätigkeit behielt er bis zu seinem | ||
+ | Tode. Religiös aus Überzeugung, | ||
+ | Anhänger des Kaiserhauses, | ||
+ | |||
+ | Er war groß von Person, in seinen Gesichtszügen drückte sich | ||
+ | der Ernst aus, der alle seine Handlungen leitete. Das beigegebene Portrait stellt ihn in der letzten Periode seines Lebens dar. | ||
+ | |||
+ | Epblers irdische Hülle, liegt im allgemeinen Friedhofe zu | ||
+ | Währing im eigenen Grabe, über welches ein einfacher Leichenstein | ||
+ | von seiner Familie gesetzt worden ist. | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | ==== Fußnoten ==== | ||
+ | |||
+ | (1) Also nicht 1764 wie es das Universal-Lexicon der Tonkunst zugleich mit der | ||
+ | Real-Encyclopädie von Frz. Ludwig (Wien 1835) irrig angeben. Zur bestimmten | ||
+ | Angabe und um mich in dieser Sache möglichst genau zu überzeugen, | ||
+ | habe ich selbst von dem Original-Taufscheine Einsicht genommen. | ||
+ | |||
+ | (2) Durch die freundliche Güte des Hrn. Alois Fuchs bin ich in den Stand | ||
+ | gesetzt, hier dem Lesepublikum ein interessantes Document mitzutheilen. Es | ||
+ | ist dieß ein Zeugniß, welches Mozart seinem Freunde Eybler ausgestellt, | ||
+ | |||
+ | "Jch Endesgefertigter bescheine hiermit, daß ich Vorzeiger dieses, Hrn. | ||
+ | Joseph Eybler, als einen würdigen Schüler seines berühmten Meisters | ||
+ | Albrechtsberger, | ||
+ | vollkommnen Orgel- und Clavier-Spieler, | ||
+ | befunden habe, wo es nur zu bedauern ist, daß seinesgleichen selten sind." | ||
+ | |||
+ | Wien den 30. Mai 1790. | ||
+ | |||
+ | Wolfgang Amadé Mozart m.p. | ||
+ | |||
+ | Siegel. Capellmeister in k. Diensten. | ||
+ | |||
+ | NB. Das Original hat Hr. von Eybler vor einigen Jahren der k. k. Hofbibliothek verehrt. — Gleichfalls befinden | ||
+ | sich in der k. k. Hofbibliothek außer diesem Zeugnisse Mozarts | ||
+ | noch ein ähnliches von Joseph Haydn und Georg | ||
+ | Albrechtsberger, | ||
+ | Hrn. Anton Schmid Custos der k. k. Hofbibliothek verdanke; deren wörtliche Copie hier folgt. Beide sind auf gestempelten Bogen geschrieben. | ||
+ | |||
+ | I. | ||
+ | |||
+ | "Endes Unterschriebener kann nicht umhin, Inhabern dieses, Hrn. | ||
+ | Joseph Eybler auf seine geziemende Bitte, ein Zeugniß zu geben, das ganz | ||
+ | seinen vorzüglichen Talenten und seinem bisher angewendeten Fleiß in der | ||
+ | Musik, entspricht; indem Selber nicht nur alle die musikalisch-theoretischen | ||
+ | Kenntnisse besitzt, die erfordert werden, um mit der größten Ehre, die strengste Prüfung vor jedem musikalischen Richterstuhle auszuhalten; | ||
+ | auch im praktischen Fach als ein sehr braver Clavierspieler und Violinist | ||
+ | den Beifall eines jeden Kenners sich zu erwerben im Stande ist. Als ersterer kann er mit Ehre die Stelle eines Capellmeisters verwalten und als | ||
+ | letzterer in jeder Kammermusik als ein sehr nützliches Mitglied erscheinen. | ||
+ | |||
+ | Was endlich die Composition anbetrifft, so glaub’ ich ihm kein größeres Lob geben zu können, als wenn ich versichere, das er ein Scolar | ||
+ | von dem so rühmlichst bekannten Herrn Albrechtsberger ist. | ||
+ | |||
+ | Mit allen diesen Eigenschaften versehen, fehlt es ihm an weiter nichts, | ||
+ | als an einem großmüthigen Fürsten, der ihn an einen Platz setzt, aus | ||
+ | dem er mehr seine Talente entwickeln und in Thätigkeit setzen kann, wo | ||
+ | zu ihm Endeeunterschriebener recht bald Glück zu wünschen das Vergnügen haben mögte." | ||
+ | |||
+ | Esterhaz, den 8. Juni 1790. | ||
+ | |||
+ | Josephus Haydn m. p. | ||
+ | |||
+ | Fürst. Esterhazi’scher Capellmeister. | ||
+ | |||
+ | (L.S.) | ||
+ | |||
+ | II. | ||
+ | |||
+ | Attestatum. | ||
+ | |||
+ | Da man bei diesen aufgeklärten Zeiten wiederum darauf sieht, daß | ||
+ | ein Regens-Chori nicht allein den Kirchen-Satz sammt dem dazu gehörigen | ||
+ | Latein, sondern auch das Orgelspielen gründlich verstehn müsse; derowegen | ||
+ | bezeuge ich ganz biedermännisch, | ||
+ | Beides, sondern auch die Sing- und Geigekunst im höchsten Grade verstehe; 2. daß er in der Composition einer meiner besten Scholaren ist; 3. daß | ||
+ | er nach Mozart in der Musik jetzt das größte Genie seye, welches Wien | ||
+ | besitzt; 4. kann ich auch für seine gute Conduite der ganzen Welt gutstehen. | ||
+ | |||
+ | Wien, den 24. January 1793. | ||
+ | |||
+ | Johann Georg Albrechtsberger, | ||
+ | |||
+ | k. k. Hoforganist m.p. | ||
+ | |||
+ | (L.S.) | ||
+ | |||
+ | |||
+ | (3) Dieser große Kunstmäzen und selbst scharfsinnige Beurtheiler musikalischer | ||
+ | Werke schrieb ihm einmal folgendes Briefchen: | ||
+ | |||
+ | "Ich sende Ihnen die 2 Duetten und den Psalm mit Dank zurück; | ||
+ | überall habe ich Ihren gewöhnlichen Fleiß und reinen Satz gefunden. Von | ||
+ | dem Psalm besonders erwarte ich gute Wirkung." | ||
+ | |||
+ | Swieten. | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
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