biografien:denksteine_1848
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der Cardinal Migazzi, der Staatsrath van Swieten(3) seine | der Cardinal Migazzi, der Staatsrath van Swieten(3) seine | ||
Freunde und Gönner, so wie er auch mit dem berühmten Theoretiker und Kunstkritiker Hofrath Rochlitz in Leipzig in freundschaftlicher Correspondenz stand. | Freunde und Gönner, so wie er auch mit dem berühmten Theoretiker und Kunstkritiker Hofrath Rochlitz in Leipzig in freundschaftlicher Correspondenz stand. | ||
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+ | Eybler verlegte sich nun mit allem Eifer ausschließend auf | ||
+ | Kirchencomposition; | ||
+ | in der Wiener Musikwelt einen guten Namen machten, in Folge | ||
+ | dessen er 1794 die Stelle eines Regenschori in der Pfarrkirche bei | ||
+ | den Schotten erhielt. Die Kaiserinn M. Theresia, Gemahlin weil. | ||
+ | Kaisers Franz, eine hohe Beschützerin der Künste und vorzugsweise eine große Freundin und Kennerin der Tonkunst, wünschte | ||
+ | seine Compositionen zu hören und zollte ihnen volle Anerkennung, | ||
+ | den Componisten aber beglückte sie mit ihrer besondern Huld, und | ||
+ | begründete somit sein Glück für die Zukunft. In Folge dessen wurde | ||
+ | Eybler öfter zu den Familienkonzerten und dramatischen Vorstellungen in den kaiserl. Lustschlössern Hetzendorf und Laxenburg geladen, bis ihm endlich im Jahre 1801 die Ehre zu Theil wurde, | ||
+ | als Lehrer der Tonkunst zur kaiserlichen Familie nach Hof berufen | ||
+ | zu werden, als welcher er den Erzherzogen und Erzherzoginnen und | ||
+ | selbst dem Kronprinzen Ferdinand (dem jetzigen Kaiser von Österreich) Unterricht im Clavierspiele ertheilte. Ein Jahr darauf, als er | ||
+ | diese Anstellung bei Hofe erhalten, schrieb er auf ausdrückliches Verlangen seiner hohen Gönnerin, der Kaiserin M. Theresia, | ||
+ | das solenne Requiem, in gewisser Beziehung das großartigste und | ||
+ | geistreichste seiner Werke. Rochlitz sagt darüber in seiner ausführlichen Beurtheilung desselben in der " | ||
+ | musikalischen Zeitung" | ||
+ | " | ||
+ | anzuthun, offenbar und durchgehends mit hoher Achtung, frommer | ||
+ | Andacht und liebevoller Begeisterung aufgefaßt; diese Gesinnungen | ||
+ | und Empfindungen überall in feine Töne gelegt, so daß ihr Ausdruck auch einen ähnlichen Eindruck machen muß; keinen einzigen | ||
+ | Satz vernachläßiget, | ||
+ | hat er sich für dieses Werk einen Styl gebildet, der, erst im Allgemeinen edel, großartig, in Vollstimmigkeit sehr reich, kaum mit | ||
+ | einigen kleinen Ausnahmen wahrhaft kirchlich und der Feier eines | ||
+ | Todtenamtes angemessen genannt werden muß: dann im Besonderen, wie uns dünkt, am meisten mit dem Style M. Haydn’s in | ||
+ | dessen größten und vorzüglichsten Werken verglichen werden kann; | ||
+ | nur daß Eybler weit mehr Feuer besitzt und sich von verbrauchten | ||
+ | oder öfters wiederkehrenden Figuren, freier als der gute Michael, der in Salzburg lange Jahre fast nur sich selbst hörte, und | ||
+ | in seiner Abgeschiedenheit und gedrückten Lage auf Reizendes, in | ||
+ | wie fern es auch in dieser Gattung gerechten Platz finden kann, | ||
+ | Verzicht leistete. Eybler’s Gesang, technisch betrachtet, ist, wie | ||
+ | dieses Meisters rein, natürlich, fließend, allen Stimmen angemessen, | ||
+ | und darum auch keineswegs schwer auszuführen; | ||
+ | Orchester fast durchgängig für sich sebstständig und recht eigentlich | ||
+ | ausgearbeitet ist) viel reicher, mannigfaltiger, | ||
+ | auch für die Ausführung öfters weit schwieriger als bei ihm. | ||
+ | Eybler nimmt für den Ausdruck und für die Ausarbeitung seines Werkes alle Mittel in Beschlag, die bei großen Kirchenmusiken | ||
+ | anwendbar und angemessen sind." — Jm Jahre 1804 wurde er | ||
+ | in Rücksicht seiner vorzüglichen musikalischen Kenntnisse, dann der | ||
+ | sich als Compositeur und besonders bei Hofe als Claviermeister der | ||
+ | a. h. Herrschaften erworbenen Verdienste von Sr. Maj. dem Kaiser | ||
+ | Franz aus a. h. eigenem Antriebe zum k. k. Vice-Hofkapellmeister an die Seite Salieri’s befördert, dessen Nachfolger er | ||
+ | auch ward, als dieser i. J. 1804(([sic!] Anm.: Korrekt wurde Salieri 1824 in den Ruhestand versetzt!)) in den Ruhestand versetzt wurde. | ||
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+ | Zwei Jahre nach dieser Ernennung (i. J. 1806) verheiratete er sich mit der Tochter des k. k. Forstmeisters, | ||
+ | Kammerdienerin I. M. der Kaiserin M. Theresia. Seine Ehe | ||
+ | war mit zwei Kindern gesegnet, von welchen jedoch ein Mädchen einige Monate nach der Geburt wieder starb, und nur ein Sohn | ||
+ | ihm am Leben blieb. Eybler schrieb in dieser Zeit viele Kirchentonwerke, | ||
+ | Kammermusik componirte er viele vortreffliche Werke; auf ausdrücklichen | ||
+ | Befehl des Kaisers schrieb er ein großes Oratorium: "Die vier letzten Dinge", | ||
+ | 1810 in dem glänzend decorirten Ceremonien-Saale ausgeführt | ||
+ | wurde und dem Meister die Anerkennung des a. h. Hofes sowohl, | ||
+ | als auch aller Kunstverständigen und Künstler im hohen Grade | ||
+ | erwarb. | ||
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+ | Eybler’s effective Dienstleistung an der Spitze der k. k. | ||
+ | Hofkapelle dauerte bis zum Jahre 1833, wo er am 23. Februar, | ||
+ | während der Direction des Mozart’schen Requiems, einen Anfall | ||
+ | von Schlagfluß hatte, dem zu Folge ihn der Kaiser interimistisch | ||
+ | von der musikalischen Direction auf dem Chore enthob, welche er | ||
+ | auch von dieser Zeit an nicht mehr übernahm, da ihm die Ärzte, | ||
+ | obgleich er sich sehr bald wieder davon erholt hatte, jede geistig anstrengende Arbeit als seiner Gesundheit nachtheilig verboten; nichts | ||
+ | desto weniger war er in seinem Dienste bis kurz vor seinem Tode thätig. | ||
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+ | Als Belohnung seiner ausgezeichneten Verdienste um die Kunst | ||
+ | und namentlich um die seiner Leitung durch so lange Zeit unterstandene k. k. Hofkapelle, erhob ihn sein hoher Gönner Kaiser | ||
biografien/denksteine_1848.txt · Zuletzt geändert: 2009/07/28 14:32 von reinhold