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biografien:denksteine_1848

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 Als Belohnung seiner ausgezeichneten Verdienste um die Kunst Als Belohnung seiner ausgezeichneten Verdienste um die Kunst
 und namentlich um die seiner Leitung durch so lange Zeit unterstandene k. k. Hofkapelle, erhob ihn sein hoher Gönner Kaiser und namentlich um die seiner Leitung durch so lange Zeit unterstandene k. k. Hofkapelle, erhob ihn sein hoher Gönner Kaiser
 +Franz noch, nach der letztwilligen Verfügung in den erbländischen
 +Adelsstand.
 +
 +Nachdem sich der greise Meister in Folge der Anordnung seiner Ärzte gänzlich in’s Familienleben zurückgezogen hatte, verlebte
 +er im Kreise der Seinen, von allen Künstlern und Kunstfreunden
 +verehrt und hochgeachtet, die wenigen Jahre vergnügt und zufrieden, mit Beruhigung zurücksehend aus sein thatenreiches Leben, bis
 +ihm am 24. Juli 1846 der Todesengel sanft die müden Augen zudrückte und seine Seele mit hinübernahm in das Reich der ewigen
 +Harmonien. Joseph Edler von Eybler war bei seinem Tode 81
 +Jahre und 5 1/2 Monate alt. Er hinterließ eine Witwe und einen
 +Sohn, Hrn. Joseph Edlen von Eybler, k.k. österreichischer Staatsraths-Official.
 +
 +Eybler war einer der wenigen Glücklichen, dem schon
 +die Gegenwart Kränze flicht, und die den Lohn ihres Wirkens noch
 +selbst einernten. Wenn man die lange Reihe seines Lebens
 +überschaut, so wird man offenbar das unmittelbare Einwirken
 +eines freundlichen Geschickes gewahren, das ihn stufenweise zu den
 +höchsten Ehren und Auszeichnungen erhob, die er nur in seiner
 +Sphäre immer erlangen konnte. Sein Leben war nicht bewegt von
 +äußeren Stürmen, er konnte sich ruhig seinem Berufe als Kirchencomponist weihen, auch selbst in seinem inneren Leben waren keine
 +großen, seine Ruhe und geistige Thätigkeit hemmenden Bewegungen
 +sichtbar. Die Verhältnisse, ob vorbereitet oder nicht, gestalteten sich
 +immer zu seinem Besten, und selbst von den üblen Einflüssen des
 +Neides und der Mißgunst blieb er gerade in seiner Stellung mehr
 +als Andere verschont, wenigstens trübten sie nicht seinen Seelenfrieden, oder waren seinem Fortkommen hinderlich. Als Beweis, wie
 +hoch er in der Achtung seiner Zeitgenossen gestanden, mag, außer
 +seinem freundschaftlichen Verhältnisse zu den ausgezeichneten Kunstmännern und gegenüber dem a. h. Kaiserhause, das ihn auszeichnete,
 +noch dienen, daß er i. J. 1807 zum Assessor und später zum Sekretär
 +des Pensions-Institutes für Witwen und Waisen der Tonkünstler in
 +Wien gewählt wurde, vom Dezember 1824 angefangen aber als Vice-Hofkapellmeister statutenmäßig die Vice-Präses-Stelle der Gesellschaft
 +bekleidete. Als Belege der Anerkennung, welche seinem Verdienste auch im Auslande zu Theil wurde, dienen 11 Diplome, die ihm 
 +größtentheils von auswärtigen Kunstinstituten zugesendet wurden,
 +und von welchen ich hier nur die Akademie der Musik in
 +Schweden, die Gesellschaft zur Beförderung der
 +Tonkunst in den Niederlanden und die Akademie
 +der h. Cäcilia in Rom ausdrücklich anführe.
 +
 +Über Eyblers Werke haben sich viele competente Kunstrichter vielfältig ausgesprochen und sind immer im Allgemeinen darin übereingekommen, daß sie von großem Kunstwerthe; 
 +ist auch darin nicht das Walten eines mächtigen Genius ersichtlich, der sich
 +neue Bahnen bricht, so zeigt sich doch in ihnen ein bedeutendes Talent
 +das im Vereine mit einer ausgebreiteten Kenntniß und einem kunstgebildeten Geschmacke eine echte, wahrhaft künstlerische Gesinnung
 +an den Tag legt, und Eybler im Felde der Kirchenmusik einen 
 +bleibenden Namen erworben hat. Was er in der Kammermusik geleistet, ist, obgleich es wertiger in die Offentlichkeit gekommen, mit unter ebenfalls von großem Werthe und liefert einen Beleg mehr
 +für die Vielseitigkeit seines Talentes, das gewiß auch in dieser Beziehung sich die allgemeine Anerkennung erworben hätte, würde
 +Eybler sich ausschließlich damit beschäftigt haben.
 +
 +Das Gesammtverzeichniß seiner Werke, das ich hier mittheile,
 +umfaßt alle theils im Stich erschienenen, theils noch ungedruckten
 +Compositionen des geschiedenen Meisters, welche in der biographischen Skizze Eybler’s enthalten, die Ignaz Ritter von Seyfried
 +in das "Universal-Lexikon der Tonkunst" geliefert; ich habe dasselbe mit einigen Angaben und Beiträgen, welche ich seinem Hrn.
 +Sohne verdanke, vermehrt. — Die Werke sind folgende:
 +
 +9 Clavier-Sonaten, 1 Sonate in stilo fugato für 2 Violoncelle, 
 +1 Sonate in stilo parlando ebenfalls für2 Violoncelle, 
 +3 Violin-Duetten, und zwar das eine für Mandoline, Viola und Baß, das
 +andere für Piano, Violine und Cello, 
 +7 Streichquartetten und ein Quartett für Harmonie, 8 Quintette, 
 +1 Konzert für Clarinette mit
 +Orchesterbegleitung, eine Oper "das Zauberschwert" (für die Leopoldstädter Bühne), 
 +Scenen aus "Coriolan", Scenen aus der Oper
 +"Argene", Vocalchor: "Hymne an Gott", "Il sacrifizio", Chor mit
 +Clavierbegleitung, Märsche für Harmonie und türkische Musik, das
 +"Kaiserlied" für zehnstimmige Harmonie gesetzt, "Triumph steigt
 +zum Himmel" von Joseph Haydn, von Eybler bearbeitet, und
 +ein melodramatisches Instrumentalstück, gegen 100 Lieder, Canons,
 +mehrstimmige Gesänge [??], viele Tanzpartien: Menuetts, Allemanden,
 +Polonaise, Anglaise, Eccossaise, Ländler [??], 4 italienische Scenen,
 +2 Symphonien, eine ernsthafte Pantomime: "Die Mutter der Gracchen", 2 Cantaten, 2 Oratorien: "Die Hirten an der Krippe"
 +(1794 für die Tonkünstler-Societät) und "die vier letzten Dinge",
 +32 meist solenne Messen (die erste v. J. 1781 und zwar zur Primiz
 +seines Bruders, die zweite nach einem 16jährigen Zwischenraume,
 +die letzte 1837), 7 Te Deum laudamus, 1 Tantum ergo, 1 Litanei,
 +1 Libera, 2 Veni Sancte Spiritus, 1 großes Requiem, 80 Offertorien, 35 Gradualien (darunter 2 Salve, 1 Alma, 1 Regina und
 +1 Ave), Laudate Dominum (zur Charsamstagfeier). Von diesen Kirchenstücken sind 3 Te Deum, eine Messe sammt Graduale und
 +Offertorium, gleichwie das Dies irae im Requiem bis zur Tuba,
 +doppelchörig für 8 Realstimmen angelegt.
 +
 +Eyblers Persönlichkeit war eine sehr interessante, sein
 +Umgang angenehm; seine Conversation, besonders über Kunstgegenstände zeigte einen geläuterten Verstand und ein tiefes Eingehen
 +in die Wesenheit der Kunst, sein Urtheil war gründlich und nicht
 +bestechlich durch Äußerlichkeiten. Als Familienvater war er mit Aufopferung für das Wohl der Seinen besorgt, als Ober-Leiter seiner
 +Kapelle strenge im Dienste gegen Andere, aber mehr noch gegen
 +sich selbst. Nichts konnte ihn von der pünklichsten Erfüllung seiner
 +Pflicht abhalten, und seine Thätigkeit behielt er bis zu seinem
 +Tode. Religiös aus Überzeugung, war er auch einer der treuesten
 +Anhänger des Kaiserhauses, ergeben seinem Herrn mit ganzer Seele.
 +
 +Er war groß von Person, in seinen Gesichtszügen drückte sich
 +der Ernst aus, der alle seine Handlungen leitete. Das beigegebene Portrait stellt ihn in der letzten Periode seines Lebens dar.
 +
 +Epblers irdische Hülle, liegt im allgemeinen Friedhofe zu
 +Währing im eigenen Grabe, über welches ein einfacher Leichenstein
 +von seiner Familie gesetzt worden ist.
 +
 +
  
  
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 Wien, den 24. January 1793. Wien, den 24. January 1793.
  
-Johann Georg Albrechteberger,+Johann Georg Albrechtsberger,
  
 k. k. Hoforganist m.p. k. k. Hoforganist m.p.
biografien/denksteine_1848.txt · Zuletzt geändert: 2009/07/28 16:32 von reinhold

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